Sevilla 2000



Sevilla !!!! Diese Stadt ist alles: Kulturelle Hochburg, wundervoll gebaut dank maurischer Architekten unter christlicher Herrschaft und jetzt auch Lieblingsreiseziel des Mathe-Lk´s und Friends. Hätten sich die Stadtväter das einmal träumen lassen, dass es Sevilla einmal so weit bringt? Ich glaube nicht.
    Das Projekt "MLK and Friends goes Sevilla" begann, als wir herausfanden, dass Herr Kleimeyer keine Kursfahrt machen wolle, sondern lieber ein bisschen frei habe. So haben wie uns dann an Herrn Annweiler gewandt, der auch gleich bereitwillig mitkommen wollte. Der zweite im Bunde war Herr Reuter, dessen Anwesenheit einen hohen Stellenwert besaß, denn niemand hat einen solch katastrophalen Orientierungssinn wie Herr Reuter. Anfänglich sah unser Konzept ungefähr so aus: Hinfahren, Spass haben, zuhause aufwachen und sich Fotos von der einen Woche ansehen. Schnell wurde klar, dass es nicht so laufen würde. Herr Annweiler fing nämlich an, Referate zu verteilen. Und so trafen wir uns dann circa einmal wöchentlich, um über die Geschichte Spaniens und Sevillas informiert zu werden und nebenher noch ein bisschen Spanisch zu lernen.
    Vollgepackt mit Informationen, Hintergrundwissen und der nackten Gier, endlich einmal diese herrlichen Photos in natura zu sehen, ging es dann los, natürlich bei gutem deutschen Herbstwetter, Regen, Regen und Regen. Die Stimmung war bombig.
    Nachmittags kamen wir dann auf dem Flughafen in Sevilla an, wo uns schon die heiße Nachmittagssonne gnadenlos empfing. Pullis aus und rein in die Taxis. Hier bekamen wir schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Unkompliziertheit der Spanier. Unsere Taxifahrer haben es doch tatsächlich geschafft, mit sechs Personen (inklusive Fahrer) und vollem Gepäck auf der Autobahn ein Rennen zu fahren und nebenbei noch rauchend einen Radiosender zu suchen. Kompliment!
    Und dann waren wir auch schon da: Hostal Los Gabrieles, ein Hotel, das Herr Annweiler für uns gefunden hatte. Vorteil: Es war rund um die Uhr offen, wir konnten also das Nachtleben genießen! Das Hotel bestand aus einem Treppenhaus, Zimmern und einem Aufenthaltsbalkon, der Portier war ein netter Eingeborener, der nicht viel mehr als "Hola" sagen konnte oder wollte, dafür aber je nach Tageszeit in verschiedener Lautstärke und Klangfarbe. Wir sind noch schnell alle Essen gegangen, danach in den Supermarkt, das heimische Bier einem kritischen Test unterziehen und dann hoch auf den Balkon, ein wenig Feiern. Es wurde dann doch länger, wie jeden Abend eigentlich. Es gab während der ganzen Fahrt nur zwei Ausfälle...
    Am nächsten Morgen dann ging es los, erst nachdem wir Herrn Reuter klargemacht hatten, dass Caro und Kiki mit Herrn Annweiler schon einmal vorgegangen waren (er hat es bis heute noch nicht einsehen wollen). Nachdem Randy die Karte an sich genommen hatte, waren wir auch bald schon bei unserem geplanten Ziele Al Cassar, trotz vermehrter Versuche von Herrn Reuter uns vom Kurs abzubringen ("Wir müssen hier rechts, ganz sicher!"). Die Tagesplanung war ungefähr so: Selbständig frühstücken, treffen um 9 Uhr morgens, Besichtigungen bis um 14 Uhr, Siesta (extrem wichtig!!!), und um 18 Uhr ging es dann wieder weiter mit Kultur. Das mag sich langweilig anhören, war es aber nicht. Dadurch, dass Herr Annweiler in Sevilla ein Jahr studiert hatte, war er durch seine Orts- und Sprachenkenntnisse perfekt in der Lage, uns den Zauber dieser Stadt zu vermitteln: Der unter christlicher Herrschaft, aber von maurischen Architekten entworfene Baustil wird Mudecha genannt und ist von einer atemberaubenden Schönheit. Deswegen machte das kulturelle Programm zusätzlich zu den hervorragend vorbereiteten Lehrern besonders Spaß. Wir haben mitgenommen was wir mitnehmen konnten: Toro d'oro (der Goldturm), Stierkämpfe, tausende von Museen, Palästen und anderen Gebäuden, Cordoba mit der Moschée, seit 1256 Kirche, die vom Grundriß sogar größer als der Petersdom ist, den Strand, das Nachtleben mit Flamenco und Sevillana, und natürlich die Frauen. Hier sei gesagt: Selbst Herr Reuter konnte sich dem Charme der Spanierinnen nicht entziehen und verbrachte so zwei Stunden mit uns im Museum der schönen Künste, hin und hergerissen zwischen den Bildern und einer feurigen Spanierin ("Ey, die will uns").
    Auch in dieser Hinsicht war Herr Annweiler wieder von unschätzbarem Wert, irgendwie musste man ja baggern. Schließlich musste man Sätze wie "Nimm mich oder ich krieg ´ne Krise" besser verpackt an die Frau bringen.
    Nachdem also das Tagesprogramm ge-chafft worden war kam der gemütliche Teil, der Abend. Nach dem Essen und Einkaufen, trudelten die meisten auf dem Balkon ein, um bei einem netten Gespräch über den Tag und einem oder zwei Fläschchen Wein zu relaxen. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgte Eugen, der zum Glück eine Gitarre dabei hatte, und so waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Danach ging es dann für die meisten weiter, manche blieben auch auf dem Balkon hängen, oder entschieden sich ins Bett zu gehen. Höhepunkte der Abende waren der von Herrn Annweiler organisierte Discobesuch, die Flamenco und Sevillana Bars, die zahlreichen Ausflüge zum Fluss, unser Zwischenstop im Skatepark........... Ein Highlight jagt das nächste. Der einzige Nachteil war das allmorgendliche Aufstehen, das fiel nur einmal leicht und das war an Johannes Geburtstag, der mit einem schönen Cruzcampo begossen wurde. Jaja, Sevilla. Ein weiterer Höhepunkt war sicherlich Sib's und Jos Ausflug auf's Expogelände, der in einer wilden Verfolgungsjagd mit den Behörden endete. Am Ende kamen die beiden dann mit einigen Schürfwunden und zerissener Kleidung wieder, aber ohne erwischt worden zu sein. Und ganz plötzlich war der letzte Abend gekommen. Es hieß Abschied nehmen von der schönen Stadt, von den schönen Gebäuden, dem Land, der Sprache, unserer Kursfahrt. Der letzte Abend wurde noch einmal mit einem rauschenden Fest gefeiert, besonders schön waren Simons Soundeffekte, die er mit Flaschen erzeugte, leider ging dabei ziemlich viel kaputt.
    Am nächsten Morgen ging es also wieder zurück: Rein in die Taxis, Rennen auf der Autobahn, richtiger Sender gefunden, einchecken, Bierreserven des Flugzeugs leer trinken, Flugzeugklo besetzten, versuchen auszuchecken, rein in den Bus, raus und ab ins Bett von Sevilla träumen. Es war eine unglaublich schöne Zeit. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass man soooooo viel Kultur von einer Stadt sieht und trotzdem so viel feiern kann. Unser Dank gilt Herrn Reuter und Herrn Annweiler, der alles so perfekt geplant hat und uns so für diese Stadt begeistern konnte.
 


Kai